Vergangenen Sonntag hieß es zum ersten Mal in der noch jungen Saison „Abfahrt Jungs!“. Im ersten Road Game fuhren die Titans nach Hanau, in die Heimat der Hornets. Im Vorbericht Seitens der Gastgeber hieß es „Den Titan trotzen!“ – doch wissen Geschichtsträchtige unter uns, dass es schon Götter braucht, um Titanen etwas entgegenzusetzen. Zumindest eine solche Gottheit war zu Gast. Helios hatte sich dem weiten Weg vom Olymp angenommen und frönte dem Geschehen ohne Wind und Wolke, welche Ihm die Sicht nehmen könnte. Mit anderen Worten; es war scheiße heiß. Schnell war klar, dass Zeit und Abnutzungserscheinungen keinen unwichtigen Einfluss auf das Spiel nehmen könnten. Zieht man diesen äußeren Umständen die Tatsache hinzu, dass mit Center Marc Wohler (#66) und starting Quarterback Kevin Ekhurmutomwen (#13), zwei Schlüsselspieler der Offense fehlten – so verhieß dies bereits im Vorfeld ein spannendes Spiel zu werden. Die Hornets sind für die Nordhessen dabei auch keine Unbekannten. In den letzten Jahren standen sich beide Teams des Öfteren gegenüber, wobei vor Allem die Spiele im Herbert-Dröse-Stadion stets viel Unterhaltung boten.
Von Seiten der Titans kann man nicht leugnen, dass vor Allem eine Frage über den Spielvorbereitungen thronte: „Wie wird sich Stefan Müller (#87) in der Rolle als Spielmacher zurecht finden?“ Hier muss man wissen; Steffan ist die Position des Quarterback alles andere als unvertraut. Bereits in der Jugend hat er diese Position begleitet und hat auch schon das ein oder andere Senior Spiel geleitet, doch liegt der Anspruch eines Quarterback in der Routine. Er muss seiner Line vertrauen, sowie seine Receiver und seine Runningbacks kennen. Es ist ein Spiel abgepasst auf die kleinste Sekunde und daher nicht immer ganz selbstverständlich, dass man einspringt und direkt alles perfekt läuft. Dies zeigte sich auch so in den ersten Drives. Pässe zumeist incomplete, Offenseperioden funktionierten zunächst mehr über den Lauf oder mussten von den Special Teams gerettet werden (dazu später mehr), sodass es zunächst nicht weiter wunderlich schien, dass die Titans mit 3 Punkten Ihre Defense aufs Feld schickten. Diese durfte einen Rückkehrer begrüßen. Nach 5 Jahren und mehreren Stationen (u.A. Paderborn Dolphins) streifte sich Jay Ferrill wieder das weiß-blaue Jersey über und konnte seine Spielfreude auf dem Feld ausleben. Wann immer man einen Einschlag hörte, hieß es an der Sideline „War das Jay?“ wobei diese Frage meist mit „Man hat Plastik scheppern hören…das war Jay…“ beantwortet wurde. Dennoch war die Defense auch nicht zu hundert Prozent besetzt. Max Nusser (#96) musste in der O-Line aushelfen, Len Grübbel (#30) kam erst zur Halbzeit und andere Starter waren verletzt oder konnte aus privaten Gründen die Reise nicht antreten. So durfte ein Potpourri aus Veteranen und Rookies den Ball verteidigen, wobei man schnell belehrt wurde – dass es evtl. noch ein paar Spielminuten braucht, bis alle aufeinander abgestimmt sind. Mit wenigen Spielzügen und einen phänomenalen Pass mit anschließendem Lauf fanden die Hornets Lücken im System und schenkten den Titans einen der schnellsten Touchdowns seit Jahren ein. Diese liefen in jüngster Vergangenheit eher seltener einem Rückstand hinterher, was dann natürlich die Frage aufwirft, wie das Team hierauf reagieren würde, auch wenn es dank verpasster 2pc nur 3 Punkte waren.
Und Steffan so? Spätestens jetzt war klar; ohne Ihn geht es heute nicht. Ob er selbst ähnliche Gedanken hatte, kann man nur spekulieren, doch zeigte er mit einmal was in ihm steckt. Snap, kurzer Dropback, Hüfte gedreht und SWOOSH! Mit seiner unvergleichbaren Art verteilte er nun Bälle am laufenden Band. Während Kevin in der Regel eher agil ist, scrambled oder auch mal selbst läuft ist Stefan Pocket QB mit Ruhe, Gelassenheit und dem hundertprozentigen Vertrauen in seine O-Line, mit welcher er z.T. bereits seit der Jugend zusammen spielt. Er ist nahezu das Idealbild eines klassischen Quarterbacks und überzeugt in Puncto Größe, Intelligenz und Spielverständnis. Ihn als Backup-Quarterback zu bezeichnen, gleicht dies schon fast Majestätsbeleidigung. Was muss das für ein beruhigendes Gefühl sein, solch Hochkaräter hinter sich zu wissen, heißt man Kevin Ekhurmutomwen.
Zurück zu Spiel; Snap, Dropback, Hüfte gedreht SWOOSH! Langer Ball auf die Backshoulder von Moritz Körner (#11) in die Endzone- Touchdown Titans!
Und dann? Achja…da war ja was. Special Teams! Spätestens seit dem gestrigen Spiel weiß man, dass das „G“ bei Coach Götze nicht für dessen Nachnamen, sondern für „Genius“ stehen muss. Bereits im ersten Drive rettete er mit dem Call „Fake Punt“ und einem gemütlichen Pass von Kicker Fröhlich auf Körner die Offenseperiode, welchen er mit dem Vertrauen in seinem zweiten Kicker Silas Meyer (#14) und einem sehenswerten 47y Fieldgoal beendete. Nach dem nun ersten Touchdown wollte er wohl nun mal zeigen wie eine 2pc richtig funktioniert! Fake PAT! Snap auf Anton Brinner (#5) und dieser passt unbeschwert auf Johannes Hölker (#6), welcher in der Endzone keine Mühe zeigen muss den Ball entgegenzunehmen. Ein Bild, welches sich im Spielverlauf noch wiederholen wird.
Manche Spiele beginnen halt erst im dritten Drive. So auch für die Defense der Titans, welche jetzt immer besser gegen hält. Zwar zeigen sich noch Yards after Contact, aber große Raumgewinne der Gastgeber sieht man zunächst seltener.
Im darauffolgenden Puntreturn lassen die Special Teamer bereits erahnen, was möglich sein könnte – wenn auch ein Foulspiel den Startpunkt für die Titans nach furiosem Lauf nun doch nahe der eigenen Endzone festlegt.
Snap kommt, Müller gibt an Tiron Sloan (#33). Dieser zeiht durch linke B Gap – Leadblocker voraus und dann plötzlich die Lücke zwischen all den Menschenmassen. Sloan entledigt sich aller Arme die Nach ihm greifen und tritt zum Sturmlauf an. Und was für ein Lauf! Am Ende müssen es 90y+ gewesen sein, welche Tiron mit dem Ball in der Hand das Feld runter sprintet. In der Endzone ein argwöhnischer Blick nach hinten – ob keine Flagge dem Jubel zuvor kommt, aber nein. Hinter ihm nur Rasen und erschöpfte Gesichter! Touchdown Tiron und Touchdown Titans!
Danach bzw. im gesamten Spielverlauf zeigten sich einige Kuriositäten aus dem Bereich der „Tatsachenentscheidung“. Die Referees schienen untereinander nicht ganz zu harmonieren, was folglich auch zu einer Disharmonie zwischen Refs und Headcoach führte. Und ich muss zugeben – es war nicht immer ganz nachzuvollziehen wieso auf der einen Seite mal so und bei gespiegelten Verhältnissen mal anders entscheiden wurde. Turnover wurden zurückgenommen, nachdem die Chain aber schon bereits umgestellt wurde, Touchdowns wurden angezeigt, zurückgenommen nur um wieder gegen zu werden und so manche Strafe war mal Eine und mal Keine. Es wirkte alles noch nicht ganz eingespielt, soll aber keine lautere Kritik oder Unmut zeigen. Nur ist es wichtig zu verstehen, welch Gefühlschaos sich in einem regt, wenn die Defense an der Goalline eigentlich gut gegen hält und man nie genau weiß, ob man grad 4th Down spielt, oder den PAT verteidigt, ob der Ball im Backfield gestoppt wurde, oder dieser die Goalline überschritten hatte. In kurzen Worten; die Defense lässt sich in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit via Pass überrumpeln, kann den Empfänger aber kurz vor der Endzone noch stoppen. Darauf folgt ein Krimi, welcher mit einem Touchdown und 2pc der Hornets endet. Zwischenstand 14:18 für die Titans.
An der Sideline hallt es „Kickoff Return Team! Kickoff Return Team!“ und „Offense get Ready!”
Der Kicker schießt ca. bis zu 25y Line der Titans, wo Dariusch Baumann (#10) den Ball entgegen nimmt. Bzw. er versucht es, da dieser zunächst über den Boden bounced, ehe Dariusch diesen sichern kann. Dariusch blickt auf den Ball, dann nach oben. Zwei Headhunter befinden sich bereits unmittelbar vor ihm. Er tritt langsam an, als würde er sich fürs gemütliche Warmlaufen fertig machen, immer seine Gegenüber fest im Blick. Ein paar kurze Steps, Hüfte nach rechts – wosch! Da rauscht schon der erste Gegenspieler an ihm vorbei. Gleiches spiel nach links – WOSCH! Da fliegt auch schon der Zweite. Danach läuft alles wie im Film. In der Hauptrolle; Dariusch Baumann als Forest Gump. Special Guest der Spielball in der Rolle des Lt. Dan. Denn ungefähr so wie im Spielfilm von 1994 tritt Dariusch plötzlich an, ab durch den Dschungel von Hanau, immer mit dem Willen seinen kommandierenden Offizier ans rettende Ufer zu bringen. Hinter ihm die lauten Knalle der berstenden Helme bis diese plötzlich verstummen, sich kurz stille Breit macht und dann plötzlich tobende Massen über Dariusch herfallen. Lupenreiner Kickoff Return Touchdown! Da muss die Offense wohl doch noch warten! Denn jetzt ist direkt wieder die Defense gefragt.
Deren Drive dauert genau eine Zigarettenlänge. Mehr kann ich leider nicht dazu sagen, außer dass diese wohl alles richtig gemacht haben müssen, beendete diese Ihren Drive, ohne dass sich das Ergebnis verändert hatte.
So kam kurz vor Ender der ersten Halbzeit nochmal die Titans Offense aufs Feld. Und die hatte richtig Spass. Egal welcher Spielzug gecalled war, alles schien zu funktionieren. Ob Lauf, ob Pass, ob Links, Rechts, Mitte…egal. Die Gäste trugen den Ball das Feld hinunter und kürten Ihre Periode mit einem Lauf in die Endzone von Teamneuling Arian Schabany (#22). Pat durch Simon war auch gut, sodass die Titans mit einem profitablen Führung von 14:32 in die Halbzeit gingen.
Das dritte Quarter gehörte dann den Nordhessen allein. Mit drei Touchdowns und einer Interception durch Julian Däschner (#9) überrollten die Gäste die inzwischen sichtlich gezeichneten Hornissen.
Den Anfang nach Wiederanpfiff macht Steffan Müller auf Anton Brinner. Zwar wird der Ball von einem Hanauer Liner abgefälscht, doch trudelt dieser glücklich in die Hände unserer Nummer 5. Kein wirklich schöner Touchdown – aber am Ende spricht eh niemand mehr drüber wie Punkte entstehen. (Außer wir vielleicht)
Auch der nächste Score zeigt den robusten Kampfeswillen unserer Mannschaft. Ballübergabe kurz vor der Goalline. Arian Schabany pumpt sich durch und kann trotz zweier Verteidiger, welche an ihm hängen den Ball über die Linie bringen. Die darauffolgende 2pc ist wieder ein Trickplay. Fake-PAT! Holder Anton Brinner lässt Kicker Simon absichtlich ins leere laufen, dreht sich mit dem Ball raus und wirft auf den bereits in der Endzone wartenden Florian Karger (#21) zum Zwischenstand von 14:47
Kurz vor dem letzten Seitwechsel beendet Stefan das Viertel, wie er es begonnen hat, nur dass der Empfänger inzwischen Silas Mayer (#14) ist, welcher neben einem sicheren Fuß für 40+y Fieldgoals auch sichere Hände zu haben scheint.
Danach bekommt Stefan seine wohlverdiente Pause und kann sich mit 3 Passing Touchdowns auf der Bank ausruhen. Neuer Leader auf dem Feld ist Felix Heußer (#8) welcher bereits zwischen 2019 und 2021 die Offense als Starting QB angeführt hatte, nun aber aufgrund seiner Schnelligkeit öfter als Receiver eingesetzt wird.
Und Felix hat richtig Bock. Das merkt man. Jeden Drive setzt er seine Explosivität unter Beweis und läuft den Verteidigern einfach davon. Zunächst findet Felix nach einer kleinen Scramblingeinlage den freien Silas Meyer, welcher an diesem Tag nun auch schon seinen dritten Score erzielt. Danach packt Felix noch einen drauf und spielt die 2pc auf Arian Schabany zum 14:62
Jetzt zeigen die Hausherren nochmal Kampfeswillen. Nach furiosem Kickoffreturn bis an die 29y Line reichten zwei gut platzierte Pässe, um dem Scoreboard nochmal eine kosmetische Nachbearbeitung zu liefern. Hut ab vor den Hornets hier nochmal alles reinzuwerfen und bis zum Ende ein fantastisches Spiel zu liefern.
Es folgte einer der kuriosesten Touchdowns seit langem. Felix, welcher deutlich kleiner als Stefan ist bekommt die Snaps viel zu hoch serviert, weshalb es nicht wunderlich ist wenn der ein oder andere auch mal nicht verarbeitet werden kann. Dem folgenden Verlauf stand ein solcher Snap zu Grunde, welcher von Fullback Viktor Geringer (#7) unverhofft aufgenommen wurde. Die Sideline explodiert förmlich „LAUF! LAUF!“ hallt es von der einen „WIRF IHN WEG!!!“ von der anderen Seite. Doch Viktor kennt das Werfen nicht. Er kennt nur eines; Laufen! Zunächst in typischer Viktormanier parallel zu LoS, dann straight nach vorn. Ein Defender aussteigen lassen, den anderen mit Stiffarm erdrückt. Am Ende kann ihn keiner stoppen und er marschiert in die Endzone. Was ein Teufelskerl.
Kurz vor Ende des Spiels werden nochmal alle Timeouts verbrannt, um Felix jede Möglichkeit zu geben, um nochmal mehr Zeit auf dem Feld zu verbringen. Mit Erfolg! Mit ablaufen der Uhr findet er, ähnlich wie beim ersten Titans Touchdown dieses Spiels Moritz Körner in der Endzone. Der Pat wird nicht mehr ausgeführt. Endergebnis 20:75 (6:11/8:21/0:22/6:21)!
Es ist der höchste Score, welchen die Titans je in Ihrer Vereinsgeschichte aufs Brett gezaubert haben. Und dass alles dank des guten Coachings von allen Spielern – auch von den Backups welche stets in jedem Spiel Ihre Einsatzzeit verdienen. Am Ende wird sich Stefan Müller noch bei seinem Team für dieses tolle Spiel bedanken, welches er und auch wir nicht so schnell vergessen werden.
Und wer weiß; vielleicht wird uns bald Felix Heußner zu einem 76 Punktesieg verhelfen! Bei dieser besten Offense der Vereinsgeschichte, muss mit allem gerechnet werden.
Wir bedanken uns bei den Gastgebern aus Hanau, den Fans und wünschen allen Spielern eine schnelle Genesung!
Nächstes Spiel ist am 04.06 bei Aufsteiger Mannebach Black Goats!