Die Kassel Titans Herren müssen sich mit 31:28 gegen die Rüsselsheim Crusaders geschlagen geben.
Week 3 dieser Season führte die Titans nach Rüsselsheim, gegen die sie bereits letztes Jahr zweimal gespielt hatten. Damals gab es zum Saisonauftakt einen souveränen 34:24-Auswärtssieg in Rüsselsheim, später in Kassel ein deutlich engeres 21:16. Also zwei Siege der Titans, für die die Crusaders nun Revanche nehmen wollten.
Die Bedingungen waren ganz ähnlich zum Spiel im letzten Jahr: Vor dem Spiel und beim Aufwärmen regnete es den sehr guten Boden im Rüsselsheimer Stadion ordentlich tief, aber recht pünktlich zum Kickoff stoppte der Regen und es gab zumindest von oben keine weitere Nässe mehr.
Den Coin Toss gewannen die Titans, die die 2nd Half Option nutzten und den Opening Kickoff ausführten. Diesen retournierten die Crusaders bis kurz vor ihre 40-Yard-Linie. Auch die Offense der Crusaders kam bereits mit ihrem zweiten Play zum ersten Big Play – der Slot Receiver war auf seiner Seam Route frei und brachte den Ball direkt in die Red Zone. Dort angekommen, tankte die Offense sich per Laufspielzügen über die letzten Yards in die Endzone. Extrapunkt nach kleiner Strafe auch gut, 7:0.
Aber soweit kein Problem, nun kam die Offense der Titans aufs Feld. Sofort ab dem ersten Play legten unsere Offensive Line und Running Back Luca Brinner (#28) ordentlich los und stürzten sich auf die Front Seven der Crusaders. Zwei First Downs holten die Titans am Boden, bevor Quarterback Kevin Ekhorutomwen (#13) den ersten tiefen Pass auf Wide Receiver Silas Meyer (#19) abschickte – und der hielt perfekt einen Fuß im Feld, während er den Ball über die Schulter einsteckte. Klasse Play von den beiden, aber auch der Offensive Line. Pass Rush war an der Stelle ein Fremdwort.
Beim nächsten Third Down ein ganz ähnliches Bild, dieses Mal auf Leon „Hoodie“ Biesemeier (#2). Auch er pflückte einen Ball kurz vor der Sideline herunter und bereitete ein 1st & Goal vor – bei dem Running Back Tiron Sloan (#33) ungestört in die Endzone spazieren durfte. Kuss an die Titans Offensive Line und die ersten Punkte der Titans in diesem Spiel. Leider blieb es zunächst bei sechs Punkten, den Extrapunkt setzte Kicker Simon Fröhlich (#4) zum ersten Mal in diesem Jahr daneben.
Kleiner Spoiler: Solche Kleinigkeiten werden sich im Lauf des Spiels noch reichlich ansammeln.
Den folgenden Kickoff-Return bringen die Crusaders sogar bis in die gegnerische Hälfte, es braucht sogar ein Tackle des Kickers, um den Return endlich zu stoppen. Die gute Feldposition nutzen die Crusaders zum nächsten Touchdown – auch wenn Lennart Kröhnert (#47) in diesem Drive den Hit-Stick des Tages auspackt. Der Slot Receiver der Crusaders steigt hoch, kann den Ball aber nicht greifen – na, ob er den überhaupt festgehalten hätte, so wie ihm Lennart anschließend mit der Schulter in den Rücken gekracht ist? Das Plastik haben auf jeden Fall beide Sidelines scheppern gehört. Trotzdem arbeiten die Crusaders sich in kleinen Schritten vor, bis ein Pass aus 14 Yards in der Endzone der Titans gefangen wird. Extrapunkt auch gut, 14:6.
Die Titans Offense hatte anschließend aber weiter Spaß – nach den Rushes von Luca Brinner (#28) und Tiron Sloan (#33) im ersten Drive kam nun auch Alexander Hochbein (#36) zum Zug und knallte direkt einen Lauf von 14 Yards raus. Zwischen Left Tackle Christoph Dumat (#71) und Left Guard Dominic Grau (#69) ging ein super Gap auf, den Rest erledigt Fullback Tiron Sloan (#33) mit einem genialen Cut Block – und auch Ballträger Alexander Hochbein (#33) muss man auch erstmal gegen seinen Willen zu Boden bringen können.
Und weil’s so schön war, legte er gleich noch so einen Run hin. Ein paar Plays auf die bereits genannten Spieler des Titans Offense Backfields später ist es erneut Tiron Sloan (#33), der den Touchdown machte. Den verpassten Extrapunkt vom ersten Drive wollen die Titans nun mit einer 2-Point-Conversion ausmerzen, doch leider misslang dies. 14:12 der neue Spielstand.
Im nächsten Kickoff setzte Sascha Vandrey (#40) das Tackle – in seinem ersten Spiel für die Titans. Klasse, wenn jemand so plug-and-play-mäßig zu den Titans stößt und sofort liefern kann.
Aber erneut gelang der Titans Defense zwar ein gelegentliches gutes Play, wie das Gangtackle, mit dem der Inside Run bei 1st&10 ohne Raumgewinn aufgefuttert wurde – aber vom Feld bekamen sie die Offense der Crusaders nicht, wenn im anschließenden 3rd&10 der Screen Pass für ein neues First Down reichte. Da konnte der Hustle und das Tackle von Robert Ochs (#20) noch so schön sein.
Ähnlich, als im Anschluss bei 2nd&long ein Receiver an der Sideline Platz zwischen den Zonen fand und die Crusaders an die Red Zone brachte. Zwei Plays später ein Pass die rechte Sideline hinunter – Touchdown Crusaders. Extrapunkt 21:12 und nach den verpassten Extrapunkten der Titans bereits ein Two-Score-Game.
Die Two-Minute-Offense der Titans knallte über hauptsächlich Leon Biesemeier (#2) und Luca Brinner (#28) anschließend das Feld runter. Ein Touchdownpass auf Silas Meyer (#19) wurde wegen Offensive Pass Interference zurückgenommen – schade. In der Folge reichte es nach einem weiteren Catch von Leon Biesemeier (#2) „nur noch“ für ein neues First Down. Also doch nur ein Field Goal-Attempt in den verbleibenden Sekunden der Halbzeit, um zumindest wieder auf einen Score ranzukommen. Das Field Goal Team rannte aufs Feld, der Ball wurde gerade freigegeben, und noch vor dem Snap – Halbzeit. Somit 21:12 zur Halbzeit.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit holte sich Neuzugang Yaffily „Reff“ Trawalley (#16) beim Kickoff-Return einen saftigen Hit auf die Brust ab. Der folgende Drive der Titans-Offense war sehr zerfahren. Weniger wegen der gespielten Plays, sondern eher, weil der Ball fast ausschließlich durch Strafen bewegt wurde – an beide Teams wohlgemerkt, so ging es recht unabhängig vom Ausgang der Plays vor und zurück. Ein paar Pässe an Silas Meyer (#19) und Johannes Hölker (#6) weiter, stehen die Titans in der Red Zone. Diesmal reichte es nur zum Field Goal-Attempt. Snap von Florian Karger (#21) wie üblich solide. Ein erfahreneren Long Snapper, wie er im Buche steht. Hold von Leon Biesemeier (#2) gut, Kick von Simon Fröhlich (#4) auch – 21:15 und nur noch einen Score hinten.
Den folgenden Squib beim Kickoff sicherten die Crusaders früh, und im Drive der Crusaders wieder ein leider bekanntes Bild der Titans-Defense an diesem Tag: Zwischenzeitlich super Plays, wie das Tackle for Loss von Nose Tackle Michele Dijalen (#52) oder ein hartes Tackle von Nickelback Thomas Knesch (#26), aber dann doch bei 4th Down im Niemandsland des Platzes eine tiefe Bombe zum Touchdown. Gerade in einer Phase, in der die Titans Defense kaum noch ein Big Play zugelassen hat. Bitter, die Drives nicht zu Ende gespielt zu haben – das gilt für Offense, Defense und Special Teams. Neuer Spielstand 28:15 für die Crusaders.
Aber das Momentum holten sich die Titans schon mit dem folgenden Return zurück. Sascha Vandrey (#40), Florian Karger (#21) und Rückkehrer Viktor Geringer (#7), wie immer voller Einsatz im Special Team, blockten den Weg für Johannes Hölkers (#6) besten Return des Tages frei, bis etwa an die eigene 40-Yard-Linie. Es folgte: Free Play für die Offense, Silas Meyer (#19) verbrannte zusätzlich zu seinen Schuhsohlen auch den Cornerback der Crusaders, steckte sich den tiefen Pass von Kevin Ekhorutomwen (#13) ein und stellte die Titans sofort wieder in der Red Zone auf.
Zwei Plays später bouncte Tiron Sloan (#33) von einem Tackleversuch ab, ging einmal quer übers Feld und spazierte zu seinem dritten Rushing Touchdown des Tages in die Endzone. Extrapunkt sicher drin, nur noch 28:22 und fast keine Zeit dafür benötigt.
Nachdem der Kickoff ins Seitenaus geflogen war, schaffte es die Titans Defense endlich, die Crusaders per Punt vom Feld zu schicken. Linebacker Csaba Lengyel (#50) per Tackle for Loss, Cornerback Julian „Bambi“ Däschner (#23) per Pass Deflection sowie ein gemeinsames Tackle von Csaba (#50) und Lennart Krönert (#47) geben der Titans Offense die Chance, per Touchdown die Führung zu übernehmen.
Angeführt von Luca Brinner (#28) marschierten sie auch schnell das Feld runter und waren bereits über die 50. Doch dann der vermutlich einzige Fehler von QB Kevin Ekhorutomwen (#13) an diesem Tag zum wohl schlechtesten Zeitpunkt – ein Pass zu Johannes Hölker (#6) über die Mitte geriet etwas zu hoch, der Safety der Crusaders sagte Danke – und die Riesenchance auf die Führung war dahin.
Immerhin erlaubte Defense der Titans nur einen recht geringen Raumgewinn der Crusaders, dennoch reichte ihr Field Goal aus 42 Yards, das es gerade so über die Crossbar schaffte, um auf 31:22 – und damit wieder ein Two-Score-Game – zu erhöhen.
Zu antworten blieb aber weiterhin nicht Titans Problem, nun war Yaffily „Reff“ Trawalley (#16) mit seinem besten Return des Tages dran und raste bis kurz vor die 50. Die nimmermüden Silas Meyer (#19) und Luca Brinner (#28) schossen ebenso direkt den Ball in die Endzone der Crusaders und hielten die Titans im Spiel. Neuer Spielstand 31:28. Wieder kein Extrapunkt? Richtig, ein Block saß nicht, der Kick wurde geblockt. Wer mitgezählt hat, das war der dritte Touchdown ohne einen oder zwei anschließende Extrapunkte.
So oder so brauchten die Titans aber noch einmal den Ball, da zu diesem Zeitpunkt noch nicht weit vorgeschritten im vierten Quarter. Also noch kein Onside Kick und Vertrauen in unsere Defense.
Thomas Knesch (#26) mit einem schön tiefen Tackle im Kickoff. Doch so langsam war der Tank der Titans Defensive Line leer. Rüsselsheim schaltete in den Verwaltungsmodus, spielte fast nur noch Laufspielzüge und holte sich auf diese Weise ein First Down nach dem Anderen. So lief die Uhr schließlich ab.
Die Crusaders sind allemal ein ordentliches Team in der Regio, und haben genau das geschafft, was die Titans vorhatten, aber nicht umsetzten – ein im Wesentlichen fehlerfreies Spiel zu spielen.
So ist die Niederlage für die Titans doppelt bitter, denn – bei allem Respekt vor dem Gegner – die Niederlage war selbst verschuldet, unnötig und wäre zu vermeiden gewesen. Seien es die Extrapunkte, immer mal wieder verpasste Tackles in Defense und Special Team, einzelne tiefe Pässe gegen die Titans, Clock Management vor der Halbzeit oder diese eine, vermaledeite Interception im vierten Quarter – es waren in der Summe zu viele Kleinigkeiten von allen Mannschaftsteilen, die zur Niederlage geführt haben.
Ebenfalls auch ein riesiges Dankeschön an unsere Helfenden, Sidelinecrew, Fotograf:innen und Familie, die die Fahrt mit auf sich genommen haben und uns vor Ort großartig unterstützt haben!
Allen Verletzten wünschen wir natürlich eine gute Genesung.
Bereits am kommenden Samstag, 08.06.24 um 14:00, steht mit dem Heimspiel gegen die Wiesbaden Phantoms bereits der nächste Kracher an – dann wieder zuhause an der Hessenkampfbahn.