„Aufgeben ist keine Option – war es nie und wird es nie sein!“ Es gibt keine bessere Charakterisierung für Headcoach Sefa Okumus und damit die Abteilung American Football des TSV 1891 Oberzwehren. Sicherlich gibt es seit der Gründung dieser Abteilung im Jahr 1995 viele Menschen, die maßgeblich für das Bestehen verantwortlich sind, aber nur eine die heute noch Woche für Woche auf den Sportplätzen der Heisebachanlage steht und SEINE Jungs trainiert. Sefa Okumus ist seit 1999 eine Konstante bei den Kassel Titans, sowohl als Spieler, als auch einige Jahre später als Headcoach.
Inspiriert durch das Super Bowl Endspiel der Buffalo Bills gegen die New York Giants 1991, entfachte seine Leidenschaft für die ultimativste Sportart American Football. Dies resultiert nicht zuletzt daraus, dass jeder die Chance bekommen kann nach seinen Voraussetzungen zu spielen und damit ein Teil vom Team zu werden. Keine Sportart schafft die Integration so vieler verschiedener Charaktere, Körperformen und Kulturen. Einen Beweis dafür stellen die Kassel Titans bei jedem Training dar. Egal, ob groß, klein, dick oder dünn und unabhängig jeglicher kultureller Unterschiede, jeder kann einen Platz in dieser Mannschaft finden. Für Headcoach Sefa Okumus erübrigt sich deshalb die Integrationsdebatte: „Unsere Abteilung ist gelebte Integration. In dieser Sportart muss man sich unterordnen. Es ist mir egal woher ein Spieler kommt. Wenn jemand Football spielen will, darf er kommen – unabhängig von Alter, Größe und kultureller Herkunft.“
Obgleich er diese Debatte nicht führen möchte, hat er sich über viele Jahre hinweg als Integrationsbeauftragter für den DOSB engagiert und damit den TSV 91 durch Vorantreiben des Programms „Integration durch Sport“ in diesem Bereich weitergebracht. Auch heute gelingt es den Kassel Titans Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien in diese Abteilung zu integrieren. So können Ausrüstungen gestellt werden, die von den Jugendlichen geliehen werden können, um eine Anschaffung der doch teuren Ausrüstung in der Anfangszeit zu vermeiden.
Headcoach Sefa Okumus hat auch einmal klein angefangen. Seine ersten Footballerfahrungen machte er bei den Kassel Guardians. Hier lernte er taktische und technische Grundlagen und entwickelte sich dadurch kontinuierlich weiter. Die Chance in einer höheren Footballliga spielen zu können, ergriff er und ging zu den Paderborn Dolphins. Diese Entscheidung fiel im gewiss nicht ganz leicht, da die Verbundenheit zu den Guardians nicht ohne Weiteres zu lösen war. Mit den Paderborn Dolphins gelang es ihm von der Regionalliga in die erste Bundesliga aufzusteigen. Aufgrund falscher Entscheidungen, zu hohen Machtansprüchen und nicht zuletzt falscher Investitionen konnten sich die Dolphins nur zwei Saisons in der ersten Liga halten, wobei sie in der zweiten Saison Insolvenz anmelden mussten und schließlich in die Verbandsliga gerutscht sind. Diese Erfahrungen, aber auch vergleichbare Situationen bei den Guardians, stellen vielleicht für den ein oder anderen eine Erklärung für die beständigen mahnenden Worte des Headcoachs dar: „Egal wie sinnvoll die einzelnen Investitionen erscheinen mögen, ich will eine Garantie dafür, dass die kommende Saison gesichert ist. Alles andere ist unwichtig und bringt uns nicht weiter!“
Die abgebrochene Saison bei den Dolphins hielt ihn nicht davon ab, weiter Football zu spielen – denn Aufgeben ist keine Option. Er ging zurück zu den Guardians, nun in der neuen Heimat beim TSV 1891 Oberzwehren, und stellte dort eine große Bereicherung für das Team dar. Defense Coach Philipp Siebrecht erinnert sich gerne an die gemeinsame Zeit zurück: „Es war stets eine Herausforderung im Training gegen jemanden zu spielen, der bereits in der ersten Bundesliga gespielt hat. Diesen Erfahrungsschatz, die Geschwindigkeit und das technische Knowhow halfen mir bei meiner eigenen Entwicklung. Ohne Sefa wäre ich selbst wahrscheinlich nicht so schnell selbst Bundesligaspieler geworden. Aber das Voranbringen der Spieler in seinem Team war ihm schon immer ein großes Anliegen.“
Diese Weitsicht besaß er auch, als es darum ging, die aus den Kassel Guardians resultierenden Kassel Titans als Head Coach zu übernehmen. Sein Ziel war es niemals nur irgendeine Footballmannschaft zu trainieren. Sefa Okumus dachte schon sehr früh viel weiter. Er wollte den Sport American Football in Kassel voranbringen und dabei erschien ihm die Tatsache, dass zwei Teams nebeneinander existierten – die Kassel Titans und die Baunatal Predators. Insgesamt ist solch ein Zusammenschluss schwierig, da unterschiedliche Vorstellungen, Anforderungen und Gewohnheiten aufeinander treffen, die sich nicht immer miteinander vereinbaren lassen. Auch spielt der Verlust von Einfluss und Autarkie eine wesentliche Rolle. Aus diesen und weiteren Gründen scheiterten die großen Bemühungen, dem damaligen Headcoach der Predators einen Zusammenschluss schmackhaft zu machen. So wurde Sefa Okumus zum ersten Headcoach der Kassel Titans Seniors. Er erinnert sich noch gut an sein erstes Training zurück. Hoch motiviert und mit vielen Ideen, seine Jungs auf die kommende Saison vorzubereiten, kam er zum Sportplatz der Heisebachanlage: „Ich weiß noch genau, wie ich mit dem Auto vorfuhr und einen einzigen Spieler meiner zukünftigen Herrenmannschaft vorgefunden habe. Natürlich hatte ich mir das Ganze ein bisschen anders vorgestellt, aber eine gewisse Situationskomik kann ich nicht abstreiten.“ Der damals anwesende Spieler war, der heute noch aktive Runningback Andreas Maisinger. Trotz dieses interessanten Starts ließen sich beide nicht davon abhalten, den Sport auszuüben, den sie lieben – denn Aufgeben ist keine Option!
Sefa Okumus fungierte zehn Jahre lang allein als Headcoach und war damit nicht nur für die beiden Seiten, Offense und Defense, gleichermaßen verantwortlich, sondern auch für einen Großteil der Organisation der Heim- und Auswärtsspiele sowie der Kommunikation mit dem TSV 91. Nichtsdestotrotz schaffte er bereits drei Jahre nach dem besonderen ersten Training den Aufstieg in die Oberliga und konnte dort zwei Jahre mit seinem Team bestehen. Viele Abgänge, vor allem zu den wiedererstarkten Paderborn Dolphins, konnten nicht aufgefangen werden und machten den Abstieg in die Landesliga unausweichlich. Auch in dieser Situation ließ sich Headcoach Sefa Okumus nicht beirren. Er formierte sich neu und konnte weitere Trainer motivieren ihn bei seinem Vorhaben erneut aufzusteigen und damit die Sportart American Football dauerhaft in Nordhessen zu etablieren. Diese, inzwischen vier Coaches, unterschiedlichen Charaktere ergänzen sich gut. Eine gute und klare Aufgabenverteilung schafft ein harmonisches Zusammenspiel und damit eine deutliche Professionalisierung. Diese Professionalisierung macht sich besonders in dem erneuten Aufstieg in die Oberliga im vergangenen Jahr deutlich.
Insgesamt könnte dieses Vorhaben leicht realisiert werden, wenn beispielsweise auf ein Ausnahmetalent aus dem Ausland gesetzt wird. Auf einem gewissen Level reicht ein so genannter Importspieler aus, um die anderen Teams zu dominieren. Headcoach Sefa Okumus setzt aber auch in diesem Fall ein Zeichen. Es geht ihm um die Ausbildung seiner Spieler. Diese sollen mit den Grundlagen vertraut gemacht werden, um sich kontinuierlich weiterentwickeln zu können. „Ein Team muss gemeinsam wachsen, um auf lange Sicht erfolgreich sein zu können.“
Mit diesem Statement endet der Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre von Headcoach Sefa Okumus. Obgleich dadurch nicht einmal ansatzweise deutlich werden konnte wie viel Herz und Engagement er für die Abteilung gegeben hat, so unterstreicht dies einmal mehr wie intensiv er sich für diese Sportart, vor allem aber jeden einzelnen Spieler eingesetzt hat und immer noch einsetzt. Auf diesem Weg möchte sich der Vorstand der Abteilung American Football sowie alle Beteiligten der Kassel Titans bei Headcoach Sefa Okumus bedanken. Ohne ihn ist die Abteilung nicht das, was sie ist und, so ist ganz klar, würde sie nicht mehr bestehen. Danke Coach Okumus!
Von Nadine Franke.